Was nehmen wir auf, wenn wir essen? Was nehmen wir um uns herum wahr? Was können wir überhaupt erfassen? Diesen Fragen nähert sich die Künstlerin Lydia Klammer in ihrer Arbeit „An vollen Töpfen verhungern“.
Die Rauminstallation im CUBIC zeigt eine Szenerie, die Bühne für eine Performance war und bei der die Künstlerin versuchte, über die winzige Mundöffnung in ihrem Ganzkörperanzug eine Mahlzeit aufzunehmen.
Doch der eigentliche Verlauf der Performance, die Schwierigkeiten der Nahrungsaufnahme, das unmittelbare Erleben des Scheiterns und die damit einhergehende Konfrontation mit dem Publikum ist heute schon Vergangenheit. Als eine Art Relikt in Form einer seitlich gehängten Fotografie taucht die Performance im Ausstellungsraum am Rande noch auf.
Aber die Installation mit dem verwaisten Tisch und dem leeren Teller referiert auf das Danach – auf das, was bleibt, wenn ein Geschehen zu Geschichte wird. Der fast leere Raum, der mit Buchstaben, Faltobjekten, Einhornleuchte und Bild an der Rückwand den Eindruck vermittelt, einmal belebt gewesen zu sein, demonstriert jetzt Verlassenheit. Die Gegenstände scheinen fragmentiert und ohne Bezug zueinander zu existieren, erinnern an ein dadaistisches Gedicht und sind wie Bruchstücke von verlorenen Erinnerungen.
Die auf dem Boden liegenden Texte sind mittels einer KI erzeugt und bieten mögliche Eindrücke eines imaginären Publikums an. Es bleibt vielleicht letztendlich die Erfahrung, dass es unmöglich ist, herauszufinden, was wirklich geschehen ist.
Warnt die Künstlerin vielleicht mit ihrer dystopischen Szenerie vor unser aller Untergang? Sind wir längst mit vollen Warenkörben seelisch verhungert? Oder noch überspitzter: werden wir wie Meeresvögel an mit Plastik gefüllten Mägen verenden?
Ausstellungszeitraum: 14. September – 23. Oktober 2024
Text: A. Brünner & M. Schramm
Fotos: M. Schramm